Frank Sander Motorshow

Radical Custom Bikes

So alt wie das Bike ist auch der Wunsch nach Individualisierung des eigenen Bikes. Überall vor den Bars und Kneipen wurden die Bikes verglichen und jeder versuchte etwas besser oder anders zu machen als die Kumpels und die anderen Biker, bis irgendwann ein schlauer Barbesitzer eine Trophäe für das coolste Bike des Wochenendes vergab. Somit waren die Bikeshow geboren und es begann die Geschichte immer verrückterer Bikes bis hin zu rollenden Kunstwerken oder völlig übertriebener Skulpturen, die mit einem Bike nur die die Anzahl der Räder gemeinsam hatten.

Die Radical Custombike Klasse in den Bikeshows ist die sogenannte Königsklasse und geht nach Überlieferungen zurück in die frühen 80er, als Daytona das Mekka der Customizing und der Bikeshows war. Radial Custombike bedeutet, dass die Bikes von null aufgebaut werden, was bedeutet, dass ein Zubehörrahmen oder eine Eigenkonstruktion verwendet wird, die jedem deutschen TÜV Prüfer einen Herzinfarkt bescheren würden. In den frühen Jahren verwendete man Starrahmen, die dann meistens mit Autoreifen im Heck und langen Gabeln bestückt wurden. Meterhohe Sissybars und Apehanger prägten das Bild in der Radical Klasse, der meistens von H-D Motoren angetriebenen Bikes, die in der Regel recht abenteuerlich aussahen und auch so fuhren. In den 90er Jahren dann hielt Aluminium und GFK Einzug in die Szene, so dass die Bikes flacher wurden und in der Regel Aluminiumräder aus dem Zubehör besaßen, oder Anleihen bei Japanischen Sportbikes gemacht wurden. So findet man noch heute einige Stücke mit Suzuki GSX Gabeln und Felgen in Harley oder Starrahmen. Mit der Erfindung der Breitreifens, entwickelte sich ein völlig neuer Trend. Die ersten 230er Hinterreifen, die in der Mitte noch flach waren und sich fuhren wie ein Bike mit Plattfuss, wurden in Radical Bikes verbaut, bei denen der Motor oder das Hinterrad zu Beginn Ausser- Mittig saß, bis jemand auf die Idee kann, einen Getriebeversatz zu bauen, der heute Standard bei Breitreifenumbauten ist.

Die Radical Bikes schossen wie Pilze aus dem Boden und auf den Bikeshows in den USA waren inzwischen auch Europäer am Start, die dort neue Maßstäbe in Qualität und Engeneering setzten. So waren es zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Europäer die in Daytona, Sturgis usw. die Pokale abräumten, was die Amerikaner auf immer verrücktere Ideen brachte. Es tauchten Bikes mit einer Länge von über 4 Metern aus, es wurden Tanks mit Glas- Schaulöchern gebaut und der erste Amerikaner aus der Nähe von Daytona brachte ein Bike mit Nabenlosen Felgen mit zur Bikeshow, in dem ein Lager vom Hubschrauberrotor das Hinterrad führte. Viel GFK wurde verwendet, um aufwendige 3D Skulpturen auf Tank und Fender zu zaubern und die Reifenbreite wuchs bis auf 360 mm an. Über Geschmack lässt sich sicherlich streiten, doch über die aufwendige Ausführung einiger Bikes sicherlich nicht, genauso wie die Innovationen die aus solchen Projekten manchmal hervorgeht. Das geht zurück in die 90er, als schon einige Bikes mit „elektrischem Gasgriff“ auftauchten, die ersten Hydraulikkupplungen verbaut wurden und auch Gabeln mit Achsschenkellenkung verbaut wurden. Als es dann immer noch nicht genug war, drehten einige Customizer den Motor um oder verbauten sogar zwei Harley Motoren um aus der Masse heraus zu stechen. Turbolader und Kompressoren und Hubraummonster bis zu 3000 ccm wurden verbaut, um die Konkurrenz zu überflügeln, was recht wenig Sinn machte, bei 3 cm Bodenfreiheit, fehlender Vorderradbremse und einem Nachlauf, bei denen die Bikes sich teilweise nicht einmal mehr unfallfrei schieben ließen.

Seit einigen Jahren geht der Trend zu „Fahrbaren“ Bikes, wo die Qualität wichtiger ist, als der Showeffekt. Die Jury der Bikeshows bewertet in der Regel die Qualität der ausgeführten Arbeiten, die technische Umsetzung der Ideen und natürlich den Lack und die Verarbeitung des Bikes, so dass es sein kann, das ein auf den ersten Blick eher unauffälliges Bike, in der Bewertung vor einem Monster mit 32“ Felgen und Turbolader landet, das in der Qualität unterirdisch zusammen gebaut wurde. Das gute bei der Radical klasse ist, das sich die Erbauer immer neue Dinge einfallen lassen und somit die gesamte Szene bereichern, denn bei Radical Bikes geht es nicht darum, 500 Kilometer am Stück zu fahren, sondern seinen Traum zu verwirklichen, egal wie verrückt er sein mag.

Text & Bilder by Frank Sander

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